Wie geht's weiter im DBV nach der Ära von Jürgen Kyas?

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Jürgen Kyas amtierte beim Elite - Queens Cup 2014 in Stralsund als Supervisor
Jürgen Kyas amtierte beim Elite - Queens Cup 2014 in Stralsund als Supervisor
Alles deutet darauf hin das die Weichen für den kommenden DBV-Kongress am 09. November so gestellt wurden das es keine Veränderungen in den Strukturen des Deutschen Boxsport-Verbandes geben soll und aus Fehlern der letzten Jahre nichts gelernt wurde. Das wäre fatal für den deutschen Amateurboxsport denn es wurden viele Fehler unter der Herrschaft von Jürgen Kyas gemacht. Es war nicht nur seine zustimmende Haltung als Exekutivmitglied der AIBA zu den Machenschaften des Weltverbandes, die zur derzeitigen Situation im Olympischen Boxen führte. Es gelang ihm auch nie ein tragfähiges Konzept zu entwickeln um Kaderathleten davon abzuhalten frühzeitig ins Profilager zu wechseln. Er hatte zwar versucht seine Talente mit Sportlerverträgen an den DBV zu binden, konnte aber letztlich die vertraglichen Zusagen nicht einhalten. Heute wechseln bereits sechzehnjährige Sportler zu denProfis. Jürgen Kyas gelang es auch nicht ein deutsches Team in der WSB (World Series of Boxing) zu etablieren. Ihm war es nicht gelungen engagierte Sponsoren zu halten oder neue Sponsoren zu finden, die eine deutsche WSB-Mannschaft finanzieren. Auch das Frauenboxen wurde unter seiner Leitung dramatisch vernachlässigt. Obwohl Deutschland 2012, zum Zeitpunkt der Aufnahme des Frauenboxens in das olympische Programm, mit dem Girls-Box-Cup in Hamburg und dem Queens Cup in Stralsund zwei internationale Frauen-Boxturniere hatte. Bei beiden Turnieren starteten Weltklasse-Athletinnen aus vielen Ländern, mit denen sich die deutschen Boxerinnen messen konnten. Da beide Turniere vom DBV jedoch nicht unterstützt wurden sind sie dem deutschen Boxsport wieder verloren gegangen. Dazu kamen mehrfach fehlende Teilnahmen der deutschen Athletinnen bei Europameisterschaften und anderen internationalen Turnieren. Begründet wurden die Nichtteilnahmen vom DBV mit fehlenden Geldern. Damit schließt sich wieder der Kreis zur ausbleibenden Suche nach Sponsoren. Es werden lediglich die öffentlichen Fördergelder für Sportmaßnahmen eingesetzt. Zum sogenannten "Klinkenputzen", wie es auch Vereine machen müssen um Sponsoren zu generieren, sind sich die DBV-Funktionäre offenbar zu fein. Der DBV hatte das Glück 2017, durch die Olympia-Bewerbung der Hansestadt Hamburg, eine WM im eigenen Land finanziert zu bekommen. Leider wurde auch diese Chance vertan um Werbung für den Boxsport zu machen. Die WM war in den Medien regional und überregional praktisch nicht wahrnehmbar, obwohl der Geldgeber Hamburg mit 4,5 Millionen Euro ausreichende Mittel für die Finanzierung u.a. von Marketing bereitgestellt hatte. Neben dem erfolglosen Abschneiden der deutschen Teilnehmer (nur 1 x Bronze) hatte die Heim-WM auch keinerlei nachhaltige Wirkung auf den deutschen Boxsport. Als nächsten Punkt kann man die fehlende Zusammenarbeit mit den Profis kritisieren. Vor einigen Jahren wurden die Profiboxverbände noch verteufelt und es wurde versucht die Amateur-Elitekader mit Verträgen an den DBV zu binden. Als dies nicht gelang gab es plötzlich eine Kehrtwende um 180° und eine Zusammenarbeit mit den Profis wurde angestrebt. Die erste gemeinsame Deutsche Elite-Meisterschaft der Profis und Amateure wurde groß angekündigt. Leider blieb es bei den Ankündigungen und eine konkrete Zusammenarbeit mit dem BDB (Bund Deutscher Berufsboxer) gibt es bis heute nicht. Dabei könnte die seit Jahren kränkelnde Bundesliga davon profitieren wenn dort auch Jung-Profis mitboxen würden. Schließlich können auch bei den Olympischen Sommerspielen Profiboxer starten und in anderen Ländern w.z.B. England funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Profis und Amateuren. Auch die Zusammenarbeit mit den Landesboxverbänden sollte dringend überdacht werden. Die ständige Einmischung in die Arbeit der Regionalverbände und sogar die Einflußnahme auf einzelne Personen sollte der Dachverband unterlassen. Das verhindert Kreativität, behindert neue Projekte und verprellt engagierte Organisatoren sowie interessierte Sponsoren. Ein Beispiel dafür ist der Chemie-Pokal, der seit Jahrzehnten in Halle an der Saale veranstaltet wurde. Letztlich endeten die Streitigkeiten zwischen dem DBV und dem Landes-Amateur-Boxverband Sachsen-Anhalt vor Gericht. Damit verliert der deutsche Boxsport ein weiteres Traditionsboxturnier mit weltweitem Ruf. Andere Beispiele waren die öffentlichen Streitigkeiten mit dem Präsidenten des Box-Verbandes Baden-Württemberg Uwe Hamann, dem Präsidenten des Box-Verband Sachsen Olaf Leib und dem Präsidenten des Niedersächsischen Box-Sport Verbandes Manfred Schumann. Selbst im DBV kam es zu vielen öffentlchen Auseinandersetzungen z.B. mit dem Vorsitzenden des DBV-Verbandsgerichtes Klaus Beckmann, dem Vorsitzenden des DBV-Sportgerichtes Claus Runge sowie dem Vize-Präsidenten Raiko Morales. Die teilweise in den Medien ausgetragenen Streitigkeiten gaben kein gutes Bild vom Deutschen Boxsport in der Öffentlichkeit ab. Nun soll Erich Dreke, der langjährige "Kronprinz", die Geschicke im DBV leiten. Er ist bereits kommissarisch im Amt. Nebenbei will sich Jürgen Kyas auch weiterhin das volle Mitspracherecht bei DBV-Vorstandsentscheidungen sichern. Das deutet darauf hin das alles so weiterlaufen soll und Reformen unerwünscht sind. Ob der DBV nach der erfolglosen Männer-WM 2019 und der erfolglosen Frauen-WM 2019 (bei beiden Weltmeisterschaften gab es keine Medaillen für die deutschen Teilnehmer) einfach so zur Tagesordnung übergehen kann ist sehr fragwürdig. Der Dachverband sollte besser das gesamte Fördersystem überdenken. Wenn Länder die nicht über Sportschulen und Olympiastützpunkte verfügen regelmäßig bei Welt- und Europameisterschaften im Medaillenspiegel vor Deutschland liegen, dann kann etwas nicht richtig laufen. Es ist nur zu hoffen das sich die Funktionäre des DBV für Veränderungen und neue Konzepte öffnen und auch die Landesverbände ihrer Verantwortung bewusst werden und ihren Beitrag dazu leisten damit der deutsche Amateurboxsport wieder internationale Klasse zurück gewinnt.
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